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Metamizol

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Medikament, zu dem es widersprüchliche oder noch unzureichende Studienergebnisse gibt.

Metamizol  ist ein Pyrazolon-Derivat und Schmerzmittel aus der Gruppe der nichtsauren Nichtopioid-Analgetika und besitzt unter diesen die höchste analgetische und antipyretische Potenz. Es ist ein Prodrug, das sehr schnell zum wirksamen Metaboliten 4-Methylaminoantipyrin (MAA) abgebaut wird. Der Wirkmechanismus ist nicht ganz geklärt, eine Wirkung sowohl über eine Prostaglandinsynthesehemmung als auch über das opioiderge sowie cannabinoide System werden diskutiert. Es wird oral, rektal und intravenös angewendet. Wegen der seltenen, aber schweren Nebenwirkung der Agranulozytose haben viele Staaten (z. B. USA, Großbritannien, Japan) die Zulassung widerrufen. Zur Inzidenz der Agranulozytose unter Metamizol gibt es widersprüchliche Angaben, die von 1:1439 bis 0,7:1 Million reichen.

  • Indikation (Anwendungsgebiet)

    Akute starke Schmerzen nach Verletzungen und Operationen, Koliken, Tumorschmerzen; sonstige akute oder chronische starke Schmerzen, wenn andere therapeutische Maßnahmen nicht indiziert sind. Hohes Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht.

  • Produktnamen

    Analgin®, Berlosin®, Novalgin® und andere

  • Synonyme

    Novaminsulfon

Erfahrungen in der Schwangerschaft

Erfahrungsumfang: HOCH

1. Trimenon

In mehreren Studien zum Risiko einer Anwendung von Metamizol im 1. Trimenon haben sich keine Hinweise auf eine erhöhtes Fehlbildungsrisiko ergeben. Widersprüchliche Ergebnisse gibt es zum postulierten Leukämie-Risiko im frühen Kindesalter als Folge einer Einnahme von Metamizol in der Schwangerschaft. Aufgrund der geringen Fallzahlen sollten diese Ergebnisse sehr zurückhaltend bewertet und keinesfalls als nennenswertes individuelles Erkrankungsrisiko im Falle einer Metamizol-Einnahme interpretiert werden. Der in einer einzelnen Studie berichtete Zusammenhang zwischen mütterlicher Metamizol-Einnahme in der Schwangerschaft und dem vermehrten Auftreten von Wilms-Tumoren bei den Kindern wurde durch andere Untersuchungen nicht bestätigt.

2.-3. Trimenon / Perinatal

Obwohl umstritten ist, ob Metamizol die Prostaglandinsynthese hemmt, liegen Fallberichte zur Entwicklung eines Oligohydramnions bzw. eines vorzeitigen Verschlusses des Ductus arteriosus Botalli nach Metamizol-Einnahme im 2./3. Trimenon vor.

Empfehlungen zur Schwangerschaft

Planung einer Therapie oder Planung einer Schwangerschaft unter Therapie

Auf die Verwendung von Metamizol sollte während der Schwangerschaft möglichst verzichtet werden.

Konsequenzen nach Anwendung in der Schwangerschaft

Zur Bestätigung der normalen Entwicklung des Fetus kann eine erweiterte Ultraschalldiagnostik durchgeführt werden. Nach wiederholter Einnahme im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte der fetale Kreislauf doppler-sonographisch auf Veränderungen der Hämodynamik im Ductus arteriosus kontrolliert und ein Oligohydramnion ausgeschlossen werden.

Besser geeignete Alternativen

Als Analgetikum ist Paracetamol in der gesamten Schwangerschaft vorzuziehen. Für die antiphlogistische Behandlung sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID), z.B. Ibuprofen (bis Schwangerschaftswoche 28), zu bevorzugen.

Stillzeit

Es liegen Daten zu 11 Mutter-Kind-Paaren vor.

Pharmakokinetik

HWZ: 1,8 – 4,6 h; Proteinbindung: 58% MAA, übrige Metabolite geringer); molare Masse: 311 g/mol; relative Dosis: 1,2%; M/P-Quotient: 1,37 (MAA); orale Bioverfügbarkeit (Metabolite): 90%.
In einer Fallserie lag bei acht Frauen nach Einnahme von 1g Metamizol die Konzentration des aktiven Metaboliten MAA in der Muttermilch 2,2 – 5,5 h nach Einnahme zwischen 3,2 µg/ml und 14,2 µg/ml. Bei zwei weiteren Frauen wurde der Konzentrationsverlauf in der Muttermilch vor und nach Einnahme von 1 g bestimmt. Nach 48 h war MAA nicht mehr in der Muttermilch nachweisbar, bei einem der beiden Kinder war 40 h nach der mütterlichen Metamizol-Dosis weder MAA noch einer der anderen Metabolite im Serum nachweisbar. Bei einem Kind mit Zyanoseanfällen, dessen Mutter dreimal 500 mg Metamizol 18h, 7h und 2h vorher eingenommen hatte, waren der mütterliche und der kindliche Serumspiegel 24 Stunden nach der letzten Dosis fast identisch (Mutter 3,3 µg/ml, Kind 3,2 µg/ml), auch im Urin des Kindes wurde Metamizol nachgewiesen.

Klinik

Eine Kasuistik beschreibt Zyanoseanfälle beim Säugling nach Einnahme von  drei Dosen zu 500 mg Metamizol 18h, 7h und 2h vorher durch die Mutter. Möglich ist ein Zusammenhang mit der Medikamenteneinnahme, da Metamizol in der Muttermilch sowie im kindlichen Serum und Urin nachgewiesen wurde.

Empfehlung

Einzelne Dosen von Metamizol erfordern keine Einschränkung des Stillens, Paracetamol oder Ibuprofen sind vorzuziehen.


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